Dietmar Wischmeyer

Wahlkampf

Meine Name ist Dietmar Wischmeyer und dies ist das Logbuch einer Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten. Hier ist mein Bericht.

Gott sei Dank, es ist überstanden, der Wahlkampf ist erst mal vorbei. Keine Dixieland Combos mehr in den Fußgängerzonen, die verkommene Schinkengrillerutopie der Sozialdemokraten werben, keine rumhampelnden Alibineger mehr, die bei den Grünen für das Umweltticket tanzen. Unseren Freund, das Fernsehgerät können wir endlich wieder einschalten, ohne daß der widerwärtige Schleimer Kai Diekmann dem Kanzler die Sohlen leckt, ohne daß Kinkel der Androide linkisch vor nicht vorhandenen Menschenmengen rumfuchtelt. Endlich ist das Straßenbegleitgrün und die Laternenmasten wieder frei von den Fressen.
Wahlkampf, das ist Werbung für Waren ohne Produktvorteil. Kann ich bei Persil Megaperls immerhin den Sinn der Waschpulverteilverklumpung noch erahnen, so bleibt die Botschaft der Parteien weithin ungedeutet. Es geht um Deutschland! behauptet die CDU so überflüßig wie bescheiden, während die FDP nach den Sternen greift: Jetzt geht's um alles!, aha Mümmelmann kandidiert für die Weltherrschaft, oder wie hat man das zu verstehen? Einsilbig kommt die SPD daher: Über dem Bild dreier gut gelaunter Kegelbrüder nur ein Wort: Stark! warum nicht kmpfn oder hhsn?!? Worte sind Kommunikationsmüll von vorgestern, Bilder sollen Emotionen transportieren. Das man da auch gehörig daneben greifen kann, zeigt die CDU: Im Plakat Stil der United Colors of Benetton grinst der Pfälzer Kanzleramtsabonnent aus einer eng bepackten Menschenmenge. Was will uns dieses Foto sagen?!? Überbevölkerung, halb so schlimm? T´schuldigung, ich habe gerade einen fahren lassen? Bildersprache ist vielseitig deutbar, auch zu sehen bei den ungeschönten Fotos der Grünen Kandidaten. Sicher sehr löblich, den Frontfressen nicht die Beisser zu weissen oder die Resthaare zu retuschieren. Aber muß man den gleich die Fahndungsfotos des BKA zum Vorbild nehmen? Waltraud Schoppe sieht aus wie die Kreuzung aus Gottschalk und Cockerspaniel, Joschka Fischer wie eine Indianersquaw, die einen Altkleidercontainer überfallen hat. Habe verstanden, Ihr wollt normal sein, ist ja ok. Aber warum soll man jemanden wählen, der genauso scheiße aussieht, wie man selbst? Bildmäßig hat jedoch die FDP den Vogel abgeschossen: Auf den Plakaten, das ist schon gar nicht mehr Kinkel aus dem Bundeskabinett, sondern schon seine Wachsnachbildung aus dem von Madame Tussot.
Die Wahlkampf ist zu Ende, doch was erwartet uns in vier Jahren? Scharping hat die längste Praline der Welt, FDP ultra, die Parteienhülle im Nachfüllpack, eine 2 Wochen dauernde Sendung auf SAT1 ´Zur Sache, Kanzlerkandidat´?
Leid tut es mir nur am Ende des Wahlkampfs um die Amateurvideos der Splitterparteien, ach, wie erfreuten sie doch das Herz des nicht gerade Comedy verwöhnten Zuschauers. Da standen dicke Ortsbürgermeister, denen man ein Brett auf den Rücken genagelt hatte vor Fertighäusern und lasen Texte ab, die irgend jemand 30 Meter neben der Kamera aufgehängt hatte. Bei einer anderen Partei wurde die zeitlose Dramaturgie des Wortes zum Sonntag noch gesteigert, dadurch, das der Tisch, hinter dem der fusselnde Fliesenleger über die Vorzüge des Stalinismus schwadronierte, 10cm zu hoch war. Allesamt Sternstunden der Fernsehunterhaltung. Warum gibt man Bekloppten und Bescheuerten eigentlich nicht mehr Sendezeit?


(abgetippt von Thomas Bunz)