Da schieben sie wieder. Frauen undefinierbaren Alters, die stolz die
Früchte ihrer winterlichen Gebährfreudigkeit im Ozonloch präsentieren. In
diesen nervzerreisend quietschenden Karren mit der winzigen
Hartgummibereifung hockt sabbernd der Balg und stopft sich die mühsam
aufgesammelte Hundescheiße in den zahnlosen Rachen. Während Mami die
frühkindliche Eierfeile gnadenlos über die Rüttelstrecke orgelt.
Mütter sind wieder unterwegs.
Von außen erstens leicht zu erkennen am Kind, oder noch leichter an der
faserigen Umstandsbekleidung, die noch Jahrzehnte nach dem Abitur der
abgenabelten Brut um die Hüften schlackert.
Mütter sind wieder unterwegs.
Sie lauern in den Straßen mit den Bodenwellen und den Blumenkübeln. Sie
wohnen in den Sackgassensiedlungen mit den Herzchen an der Straße:
Hier spielen Kinder.
Na und? Wahrscheinlich foltern die süßen Rangen gerade den Nachbarsjungen.
Aber nein, unser kleiner Michelle-Patric doch nicht.
Wenn die kleinen Teufel noch ganz winzig sind, dann klebt Mami den
Aufkleber an das Heckfenster des Kombis: Achtung, Baby an Bord.
Von allen oberdämlichen Idiotenaufklebern ist dieser der mit Abstand
bekloppteste. Wieso Achtung? Welche Gefahr lauert denn auf der Rückbank des
Vorausfahrenden? Wirft der frisch entbundene Säugling lustig Reißnägel auf
die Fahrbahn? Werden gefüllte Papierwindeln während der Fahrt ausgeklingt?
Und wieso vor allem an Bord? Ist es doch wohl der hochstaplerische Begriff
schlechthin, die mit Klaus Hipp Ausscheidung verschmierte Fahrgastzelle
eines sogenannten Familienautos mit dem Promenadendeck eines Ozeanriesens
z. B. zu vergleichen.
Am schlimmsten ist jedoch der Geist, der hinter diesem überflüssigem
Machwerk steht. Sagt er doch nichts anderes als: "Hör' mal, du unfruchtbare
Sau. Hier fährt eine brave deutsche Familie, die deine Rente
zusammenkopuliert hat."
Na bravo.
Mütter sind wieder unterwegs.
Zuhause erkennt man das stolze Mutterglück am Klingelschild an der
Eingangstür. Es ist aus eingetrockneter Knetmasse in schreibunten
Plastikfarben, und darauf steht: Hier wohnen Jens-Dennis, Petra-Jaqueline,
Karl-Heinz und Gabi. Dabei handelt es sich nicht um die konspirative
Wohnung einer verkifften Studentenkommune, die dem "Schweinesystem" nicht
ihre Nachnamen verraten wollen, sondern um eine kreuzbrave Kleinfamilie mit
einem Kind. Das andere wurde schon mal sicherheitshalber in Knete
gemeißelt.
Wer weiß, wann die VHS wieder den entsprechenden Kurs anbietet. Ja, und der
Nachname Bigmann-Stepphuttat paßte nicht mehr neben die Tür.
Mütter sind wieder unterwegs.
Das Frühjahr ist ihre Zeit. Alles kreist und laicht. Wehe dem, der
unfortgepflanzt mit einem Buch durch den Stadtpark schleicht. Asoziales
Schwein.
(abgetippt von Harald von Aschen) |