Dietmar Wischmeyer

Deutsche Läden

Meine Name ist Dietmar Wischmeyer und dies ist das Logbuch einer Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten. Hier ist mein Bericht.

Zwischen den Regalen schleichen mürrische Mannsweiber herum und bewachen die Ware. Läden in Deutschland.
"Nur was da steht" keift es gelegentlich aus der Warenlagerkommandantin, wenn ein Kunde die Frechheit besaß, sich nach nicht aufgebahrtem Mumpitz zu erkundigen. Gefällt der feilgebotene Krempel nicht auf Anhieb, folgt ein harsches "Wird aber sonst gern genommen". Nichts geht dem Deutschen derart ab, wie normale Freundlichkeit hinterm Tresen. Herrenmenschen bei Banken und Sparkassen behandelten den insolventen Kunden schon immer als kreditunwürdiges Leben. Da will nun auch der Ladenschwengel hinten anstehen und hat sich ein paar Formeln zurechtgelegt, um die Kundschaft zu verprellen.
"Kann sein, daß wir das mal wieder reinkriegen"
"Da müßte ich erstmal meine Kollegin fragen, die ist in anderthalb Jahren wieder hier" Beliebt ist auch die Abschiebehaft in unbewohnte Regionen des Geschäfts: "3. Gang hinter den dreizölligen Muffelösen, gleich rechts, Kollege kommt dann dahin"
"Kommt dann dahin", am Arsch! Ein Haufen verblichener Kundengerippe liegt unordentlich zwischen den Muffelösen herum. Doch nicht immer ist der Laden groß genug, um die Kundschaft in eine Ecke zu verklappen, dann hilft nur noch das bewährte "Kann ich helfen?", schnarrend vorgebracht, wie auf preußischem Kasernenhof. Übersetzt heißt die Formel "Nimm Deine Griffel von den Auslagen, Du Drecksau". Wer da noch die Stirn hat, zu sagen:" Nein Danke, im Moment nicht" wird von den Regalkapos solange mit Blicke n durchschossen, bis er gesenkten Hauptes des Geschäft wieder verläßt. Denn nur eines ist dem analfixierten Ladenschwengel wichtig: Er will sich nicht von seiner Ware trennen. Niemand von dem hergelaufenen Geschmeiß dort draußen ist es wert, seine Schätze zu erwerben. Und um den Kundenkontakt möglichst gering zu halten, beharren die kleinen Scheißer in ihren Läden darauf, nur eingeschränkte Öffnungszeiten zuzulassen. Nur dann, wenn alle Kunden keine Zeit haben, wird aufgesperrt, damit sich höchstens ein paar leicht zu demütigende Rentner ins Warenmausoleum verirren. Sind die Ladenkröten schon durch den einfachen Verkauf ihres Krempels völlig überfordert, gibt es zwei Dinge, die sie komplett aus der Bahn werfen. Beratung und Bestellung.
Beratung erschöpft sich zumeist in der unschuldig gemeinten Formel "Hähähähä, ich bin auch neu hier..." oder aber sie überschlägt sich in einer oberlehrerhaften Zurechtweisung, die den Kunden auf den Status eines unwissenden Halbaffen degradiert, nur weil er nicht weiß, daß die linksdrehende Schlingenware besser und damit auch 100 mal teurer ist als der toupierte Rattenfilz. Schlimmer noch wird's kommt man mit einer konkreten Vorstellung vom zu erwerbenden Gegenstand in den Laden, statt sich mit dem angebotenen Restmüll zu bescheiden. "Guten Tag, ich hätte gerne einen Rasenmäher mit 4 Takt Benzinmotor", verblüfftes Erstaunen beim Gegner, dann die Antwort: "Da könnte ich Ihnen diese 2 Takt Fräse günstig überlassen".
Der Wunsch des Kunden ist für den deutschen Warenlagerkommandanten der Feind Nr.1, der vernichtet werden muß, damit der eigene Dreck in dessen Haushalt endgelagert werden kann. Trotz allem: Hoffentlich bleiben die deutschen Läden noch lange bestehen, de nn wer weiß, was sich die Heinis sonst einfallen lassen, wenn sie nicht mehr ihren Warenknast zum Spielen haben.


(abgetippt von Thomas Bunz)