Dietmar Wischmeyer

Gar lustig ist die Jägerei

Meine Name ist Dietmar Wischmeyer und dies ist das Logbuch einer Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten. Hier ist mein Bericht.

Piff, paff! schallt es durch den Living-Room, und der angeflickte Eherochen liegt im eigenen Schweiß. Flugs wird er mit dem Gattenfänger aus der Decke geschlagen und ein Bund Petersilie durch den Aser gezogen. Halali, gar lustig ist die Jägerei. Und wer hätte nicht Lust, nach zermürbendem Ehegezänk dem fetten Geschwurbel in der Fernsehsasse mal eins auf die Schwarte zu brennen. Doch leider sieht der Staatsanwalt die Ausübung der Jagd in der eigenen Wohnung gar nicht gern. So verzieht sich denn der Tötungssportler übellaunig in die Feldmark und ballert dort die Tierehen tot. Nun, da wollen wir mal fünfe grade sein lassen und nicht vom Bambi mit den großen Augen schwadronieren. Wenn's denn Fun macht, warum nicht mal 'ne Schneise in die Schöpfung schlagen. Doch wendet sich unser Urteil, o welch Graus, wenn wir bedenken, wer denn da noch so alles erschossen wird. Es ist mitnichten irgendwelches herrenloses Wild, das da sowieso rumiebt. Von wegen! Die grünen Brüder päppeln eigens für den späteren Blattschuß Kitz und Frischling hoch und weiden sie auf fremder Aue, als ob Wald und Flur niemandem gehörten. Doch anderer Leute Eigentum kümmert den Weidgesellen wenig. Ueberall dort, wo nicht Wohn- oder Gewerbegebiet dransteht, darf die schießwütige Kanaille ihre Opfertiere mästen. Marodierende Schweinerotten durchpflügen die topgepflegte Monokultur und kacken an die Edelkarotte, die fürs Kinderfertigfutter ausersehen ist - nur damit der Tötungssodomit sein Späßken hat. ich finde, es ist jedem Hobby-Umbringer zuzumuten, seine Opfer in der eigenen Wohnung vorzuhalten - so wie es ja auch der blutrünstige Familienvater tun muß. Aber nein, Bambikaltmachen geht nur draußen auf fremden Grundstücken. Jagdrecht nennt man das: ein Ueberbleibsel aus dem Feudalismus, als es dem Adel vorbehalten war, Hirsch und Sau zu zehnten. Heute streifen Chefarzt und Hyundai-Händler durchs Unterholz und suchen mit sündhaft teuren Restlichtverstärkern nach dem Reh. Wie jedes astreine Männerhobby dient auch die Jägerei im wesentlichen der argurnentierbaren Abwesenheit vom Eheknast. Zusätzlicher Vorteil hier: Auch die Nachtstunden sind davon betroffen. Und ob der Gemahl auf die Ricke ansitzt oder auf der Sekretärin - wer vermag's zu sagen? So kaufen sich Chefärzte Geländewagen und teure Knarren, haben müffelnde Köter auf dem Rücksitz liegen, nur um zweimal im Monat die Arzthelferin zu poppen. Und wir duiden diesen Mummenschanz in der Flur aus sentimentaler Rückschau auf die letzte Zwischeneiszeit, als jeder von uns noch Tiere packen ging, um satt zu werden. Doch, so meine ich, nicht jede Ernährungsform der Menschheitsgeschichte läßt sich hobbymässig bis in alle Ewigkeit archivieren. Der eine schießt gern im Wald herum wie vor Hunderten von Jahren. Warum darf da der andere nicht seine Oma im Garten grillen? Kulturerbe der Menschheit ist beides.


(abgetippt von Thomas Bunz)