Dietmar Wischmeyer

Funsportarten

Meine Name ist Dietmar Wischmeyer und dies ist das Logbuch einer Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten. Hier ist mein Bericht.

Sport ist die konsequenteste Art, dem Menschen die Freude an der Bewegung zu rauben. Auf Zeit geradeaus rennen oder über eine Latte hechten, unter der man viel besser hindurchlaufen könnte - was für ein himmelschreiender Unsinn. Nicht mal das Tier, obwohl viel an der frischen Luft und mangels Gelegenheit Nichtraucher, treibt irgendeinen Sport, sondern liegt naturgemäß, sobald der Hunger nachläßt, lieber bräsig in der Flora rum. Allein der Mensch in seiner Form des notorischen Zappelheinis muß ständig an Bälle treten oder sich Plastikradkappen zuwerfen, statt angenehm betrunken unterm Holunderbusch ein Mittagsschläfchen zu wagen. Nun dachte man als bewegungsscheuer Zeitgenosse, der Schwachsinn der Sportiven sei nicht mehr zu überbieten. Weit gefehlt! In der ständigen Gier nach neuem Zappelfutter entstanden die Funsportarten, albernes Herumgehampel allzumal, doch einig in der Eigenschaft, Unsummen für Zubehör zu verschlingen. Ungekrönte Königin des Beklopptengezappels ist der Beachvolleyball. Als ob Volleyball allein nicht schon peinlich genug wäre, schütten die Doofen drei Sattelzüge Sand in die Fußgängerzone und "beachen", wie es in ihrer merkwürdigen Sprache heißt. Andere, nicht weniger bescheuert, prellen eine Pille zwischen Lautsprechertürmen herum und spielen "Streetball". Fast vergessen ist schon Squash, der Funsport für masochistische Klaustrophoben. Allen drei gemeinsam ist die Entstehung aus der Unzulänglichkeit: Weil der Scheißstrand in Kalifornien nicht anständig geteert ist wie etwa in Norddeich Mole, mussten die College-Heinis leider im schwergängigen Sand herumhopsen. Weil der arbeitsscheue schwarze Faulpelz in der Bronx zu blöd ist, um sich eine anständige Kampfbahn Rote Erde zusammenzusparen wie sein Kollege im Ruhrpott, prügelt er die Pille durch die Häuserschluchten. Weil der Massenmörder nie wieder aus seiner Todeszelle rauskommt, schmeißt er gelangweilt Klementinen an die Wand. So weit, so verständlich. Doch warum sich reichlich versorgte Teenager westlicher Industriegesellschaften freiwillig diesen Beschränkungen unterwerfen, bleibt ein Rätsel. Warum sie nicht mit Papa wandern gehen oder sich im örtlichen Feldhockeyverein als Kassenwart ihre ersten Sporen verdienen - man begreift es nicht. Statt dessen verplempern sie die Penunzen des Sorgerechtinhabers bei debilen Funsportarten. Was werden die nächsten sein? Beach-lnline-Skating? Schmutzwater-Rafting? Stahlseil-Jumping oder In-die-FresseSmashing. Egal! Ich bin auf jeden Fall nicht dabei.


(abgetippt von Thomas Bunz)