Dietmar Wischmeyer

Das Finanzamt

Meine Name ist Dietmar Wischmeyer und dies ist das Logbuch einer Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten. Hier ist mein Bericht.

Manchmal sitzt du abends allein vor dem Fernsehgerät und denkst, du bist mutterseelenallein auf dieser Welt. Doch sei gewiß, es stimmt nicht, denn es gibt jemanden, der stets an dich denkt und deine Vernichtung will: das Finanzamt. Flächendeckend hat sich die staatliche Schutzgeldtruppe bis in jede Ritze unseres Alltags vorgearbeitet, nährt sich von unserem Lungenkrebs und bestraft jeden, der zu dämlich ist, in Monaco zu wohnen. Auffällig ist vor allem der rüpelhafte Ton, in dem das Geschmeiß seine Erpresserbriefe abfaßt - für jemanden, der keinen Heller zur Mehrwertschöpfung des Landes beiträgt, doch erstaunlich. Das Arsenal der Folterknechte reicht vom sich selbst vermehrenden Säumniszuschlag bis zu willkürlich festgelegten Krediten, die dem Staat zu gewähren sind. Während Großkonzerne wie BMW ihr Steueraufkommen lässig auf ein Zehntel zurückfahren, hagelt es für die Morlocks Solidarzuschläge, Kinderlosenabgaben und ca. dreitausend andere erpresserische Anschläge. Angeblich werden mit dem Reinerlös Kindergartenplätze und sonstige Knuddelprojekte finanziert, versucht der Krake uns weiszumachen. Papperlapapp. Mit einem Teil der Moneten versilbert sich das bürokratische Gesindel sofort und direkt den Allerwertesten, ein weiterer Teil wird mit Hubschraubern über marodem Industriegelände abgeworfen, und der größte Batzen wird im Finanzamt unter lautem Grölen verbrannt - aus Schlechtigkeit. Nun versucht der Staat seit Jahrzehnten vergeblich, seinen Bürgern klarzumachen, bei Steuerhinterziehung handele es sich mitnichten um ein Kavaliersdelikt, sondern um ein Verbrechen. Angesichts der Milliarden, die vor unser aller Augen täglich in die Grütze gehauen werden, sicher eine ernsthafte Herausforderung für jede PR-Agentur. So werden uns in den Medien auch dauernd sogenannte Lebemänner vorgeführt, die angeblich zig Millionen Mark Steuern hinterzogen haben. Alles Lüge, nur dilettantische Promotion-Manöver des Finanzamtes, um den Steuerverweigerer als unsympathischen Schnorrer zu stigmatisieren. Doch so leicht läßt sich das Volk nicht täuschen. Wer heute nicht seine kargen Vermögenswerte ins Ausland transferiert, um sie vor dem dritten und vierten Zugriff des Finanzamtes zu retten, wird übereinstimmend als Idiot angesehen. Solange dieser Staat seinen Bürgern kein faires Angebot macht, wie der ganze Sums hier zu finanzieren ist, und statt dessen jeden zum Belegfuzzi und Fahrtenbuchdeppen degradiert, so lange muß er sich nicht wundern, daß die "Steuermoral", bruhaha, was für ein Wort aus dem Wörterbuch des Herrenmenschen, ganz weit unten liegt im Kollektivgewissen. Das Deutscheste aber am staatlichen Eintreiberwesen ist der "Bund der Steuerzahler". Daß es tatsächlich einen Verein dieses Namens gibt, wollte ich jahrelang nicht für möglich halten. Nun gut, dachte ich mir dann, die armen Schweine werden gezwungen, dort einzutreten, oder können wenigstens ihren Ersatzdienst im Verein ableisten. Nix da. Das ist alles freiwillig. Kaum zu glauben. Das ist in keinem anderen Land möglich. Vielleicht gibt es hier demnächst eine "Interessengemeinschaft der Leute, die sich freiwillig in die Fresse schlagen lassen".


(abgetippt von Thomas Bunz)