Meine Name ist Dietmar Wischmeyer und dies ist das Logbuch einer Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten. Hier ist mein Bericht.
Es war vor langer, langer Zeit, da konnte man in jeder deutschen
Ballerkneipe ganz normal 'nen Kaffee trinken. Natürlich mit
außerhäusigem Kännchenterror nachgewürzt. und beim Italiener gab es
Cappuccino. Darunter verstand man, in diesen seligen Zeiten, ein
mediterranes Heißgetränk das dadurch entstand, daß kochendes Wasser
mit sehr hohem Druck durch schwarzgeröstetes Kaffeemehl gepreßt und
mit, durch Heißdampf aufgeschäumte Milch, nach obenhin gegen
Auskühlung abgeschirmt wurde.
Gestern in einer x-beliebigen Gaststätte: "Einen Cappuccino,
bitte". Der in pseudobutlerhafte Wurstpelle gezwängte Schmierlappen
serviert einen Becher rostigen Wassers mit Rasierschaumhaube. "Moment
einmal, junger Mann!" Tut ihm leid, hier gäbs nur 'normalen
Cappuccino' mit besagter Teppichschneeabdeckung.
Hotel Ambassador International, Übernachtung 500 Schienen,
gediegene Rondo-Veneziano-Sülze tropft zäh in die getäfelte Lounge.
"Einen Cappuccino bitte!" Irgendwo hinter dem Hotel muß es eine
offene Sickergrube geben, durch die der Kellner die Tassen zieht,
wenn diese Bestellung kommt! Laut prustend trennt sich unser Gesicht
von dem Terroranschlag und formuliert die anschließende
Verständnisfrage: "Sagen sie mal, Gondoliere, wo ist denn da die
Milch in der Jauche?" - "Oh Verzeihung, da habe ich vergessen das
Pulver in die Maschine zu kippen."
Unglaublich! Kaum wird irgendetwas zum Modegesöff, daß man schon
an jeder ostzonalen Trinkhalle bestellen kann, verfallen die Sitten
in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Angefangen damit, daß vor
ein paar Jahren jeder Kaffeeröster eine Niederdruck-Mittelschulversion
einer sogenannten Espressomaschine für 99 Mark in seine schwiemeligen
Läden stellte, gipfelnd in der neuesten Attacke der
Marketingschweinepriester. Das Cappuccinopulver. Schmeckt zwar wie
frischgepreßte Seniorenfüße, weil aber ein sprungbereiter Latino, mit
vor Samenkoller geweiteten Augen von der Packung glotzt, gießt sich
der dämliche Endverbraucher den Rattenschweiß ins Gesicht. Gönnen sie
sich einen Hauch von Italien zu Hause. Warum nicht den Pesthauch aus
den Klärgruben des Mezzo Giorno?
Irgendwann werden die Menschen in diesem Lande, wenn sie einen
Cappuccino bestellen ohne zu Murren hinnehmen, wie der Kellner, vor
ihren Augen, in die Tasse strullt.
Gute Nacht!
(*ns*) |