Frühstyxradio Online - Logbuch
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Ampeln

Meine Name ist Dietmar Wischmeyer und dies ist das Logbuch einer Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten. Hier ist mein Bericht.

Zu Hunderttausenden stehen sie an unseren Straßen herum und zerhacken den fließenden Strom des Lebens in eine dumpfe Abfolge gebremster Intervalle: Lichtsignalanlagen, vulgo: Ampeln. Hier will sich die Hausfrau aus der Meerschweinchensiedlung mit ihrem Drittwagen bequem in den Verkehr einfädeln und unterbricht dafür 5 Minuten lang den internationalen Schwerlastverkehr. Dort meinen die Bewohner eines Anrainer-Seniorenheimes, unbedingt ihren verwalteten Lebensabend damit aufmotzen zu müssen, daß sie dauernd auf die andere Straßenseite humpeln, und erstreiten sich den Bau einer Fußgängerampel. Hunderten von Berufstätigen wird der tägliche Weg zur Arbeit gehörig vermiest, nur weil eine Handvoll Geronten ihre üppige Beamtenpension unbedingt auf der anderen Straßenseite verzehren muß. Wie dämlich unser Alltag längst geworden ist durch die dauernde bevormundende Unterbrechung durch Lichtsignalanlagen, wird recht deutlich, wenn man sich ein jagendes Wolfsrudel vorstellt, das alle 200m stehenbleibt und in der Nase popelt. Menschen, die vor Ampeln warten, in ihren Autos hocken mit Gesichtern wie kackende Hunde im Stadtpark, prügeln zu Hause ihre Ehegatten und versteigen sich in die abartigsten sexuellen Praktiken. Keine normale Psyche verkraftet es auf Dauer, ständig im Bewegungsdrang unterbrochen zu werden. Mathematisch gesprochen handelt es sich beim ampelgetakteten Verkehr um die erste Ableitung von Einzelhaft - eben noch schlimmer, zeigt sich doch zwischendurch die Illusion von Bewegung. Deshalb dieser ungebärdige Freiheitsdrang an den Ampeln, die Wheelies der Motorradfahrer, die Kickdowns der Audi-80-Piloten. Nur wenige Meter währt das Trugbild der Freiheit, schon flackert die nächste rote Flamme am Straßenrand. Eine besondere Form von Psychoterror ist die sogenannte "grüne Welle" an vielbefahrenen Ausfallstraßen. Bei ca. 120km/h schalten dort die Ampeln jeweils auf Grün, wenn ein Auto naht. Hin- und hergerissen zwischen den Verlockungen der grünen Welle und der Illegalität der dafür nötigen Geschwindigkeit, fährt man 90, zu langsam, um durchzukommen, gerade schnell genug, um den Schein zu verlieren. Als ob das nicht reichte, um jeden vor Wut ins Lenkrad beißen zu lassen, gibt es neuerdings automatische Ampeln an Ortseingängen, die Dauergrün zeigen, aber sofort auf Rot umspringen, wenn sich ein Fahrzeug nähert. Diese Psychofolter, bei der das Opfer noch selbst den Mechanismus auslöst, wurde nicht etwa im finsteren Reich des Bösen erdacht, sondern ist fortschrittliche Verkehrspolitik der Bundesrepublik. Wen wundert es eigentlich noch, daß auf unseren Autobahnen die Leute rasen wie angreifende Kavallerie, wenn die Bewegung in den Städten, ganz gleich ob als Fußgänger, Auto- oder Radfahrer, längst verkommen ist zu einem blödigen Strammstehen vor roten Glühbirnen. Die absurdeste Idee der Ampelgläubigen bisher war ein Frauenarmband, das grün aufleuchtend dem Beschaler den empfängnisfreien Weg in den Uterus signalisieren sollte. Warum tragen dann nicht gleich alle eine Lichtsignalanlage vor jeder Körperöffnung und zeigen damit dem potentiellen Sexualpartner auf der Straße an, zu welchen Praktiken sie bereit sind. Deutschland - Ampelland. Deutsche Menschen - doofe Menschen.