Frühstyxradio Online - Onkel Hotte
Alle Texte nach einer Vorlage vom Frühstyxradio (c)Frühstyxradio Produktions GmbH


Die Nacht mit Weih davor

Es war die Nacht mit Weih davor,
die Ente schlief im Ofenrohr.

Fast alles ist genau wie immer,
selbst Opa furzt im Herrenzimmer.

Nur so still war es noch nie,
was ist gescheh'n, was frag' ich Sie?

Das ganze Haus steckt voller Leute,
doch niemand ist zu hören heute.

Liegt's vielleicht an der Weihenacht?
Nein, Mama hat sie umgebracht.

Im Festtagstrubel heute morgen
ist sie mal kurz verrückt geworden.

So hat sie dann ganz ungeniert
die ganze Sippe ausradiert.

'Ne Tasse Rattengift in'n Stollen,
den gab's zum Frühstück für den Ollen.

Noch zweimal kurz nach Luft geschnappt,
dann gab er schon den Löffel ab.

Der Oma dann 'ne Stunde später,
'nen kleinen Sprengsatz ans Katheder.

Noch nicht mal fertig ausgeschissen,
hat's sie beim letzten Druck zerrissen.

Dann Tante Ruth, die dicke Kuh,
kam in den Kühlschrank - Klappe zu.

Die Nachbarn wollten nur was fragen,
die wurden gleich noch miterschlagen.

Danach mit Säge, Axt und Feile,
den Onkel Heinz in kleine Teile.

Zum Schluß die Kinder, zwar schon spät,
nach Bosnien als Care-Paket.

Nur Opa sitzt noch am Kamin
und läßt besinnlich einen ziehn.

Doch plötzlich fragt er sich ganz leise:
"Es ist so still, was soll die Scheiße?"

Er macht sich auf und geht zur Mama
die sitzt grad in der Speisekammer,

hackt aus dem Dackel Rehragout.
Der Opa sägt verdutzt: "Nanu,

du hast ja alle totgemacht,
was hast du dir dabei gedacht?"

"Ach weißt du", spricht sie reuevoll,
"ich hatte halt die Schnauze voll

vom vielen Krach und Weihnachtssegen,
vom Kochen, Backen, Waschen, Legen,

vom Gänsebraten aus der Truhe.
Ich wollte einfach meine Ruhe!"

Der Opa bleibt gewurzelt stehen
und sagt: "Ich kann dich gut verstehen!

Denn mal privat unter uns beiden,
ich konnt' die andern auch nie leiden.

Mein Kind, das hast du gut gemacht,
ich wünsch' dir frohe Weihenacht!"