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Frühstyxradio Online - Diverse
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"Wär' die Welt am Stab durchmessen, und der eigen Zunge Lob nur aus fremder Mund
erfuhr..."
War es nicht Angelus Silesius, dieser unvergessene Sprachalchemist des Würzburger Barock,
der uns vor 800 Jahren diese wunderbaren, wenn auch rätselhaften Zeilen hinterließ.
Seien Sie gegrüßt, meine Damen und Herren, bei uns heute Abend im Literaturcafé. Ich
möchte Ihnen einen Schriftsteller - ja, einen Dichter - vorstellen, der wohl wie kein
anderer seit Jahren die Debatte in den Feuilletons bestimmt. Viele werden jetzt schon
wissen, um wen es sich handelt. Bitte verraten Sie nichts, ich möchte die Spannung noch
ein wenig aufrecht erhalten. Bei der Verleihung des Arno-Schmidt-Preises im vergangenen
Jahr wurde er für die beste Nebenrolle nominiert, in Klagenfurt raunt man sich seine
Zeilen zwischen den Lesungen unter den Pulten zu. Man darf wohl getrost behaupten: Er ist
einer der ganzen, großen Männer deutscher Zunge. Wie aus archaischem Fels treibt er mit
dem Meissel seines Intellekts die rauhen Stanzen aus der Alltagssprache und formt sie
hernach zu diesen bezaubernden Kleinodien deutscher Poesie. Ja, und wenn mein Finger an
den ledernen Buchrücken seines Gesamtwerkes entlangstreift, so bleibt er immer wieder an
gleicher Stelle hängen, als wollte er sagen: "Halt! Nimm dieses Buch, schlag es auf
und erzähle der Welt von den wundersamen Dingen, die sich dort ereignen." Dieses
Buch heißt "Anton, der artige Abdeckergehilfe", und die Seite mit den vielen
Eselsohren, vom häufigen Gebrauch schon ganz unansehnlich geworden, trägt die
Überschrift unserer Geschichte - Das Märchen vom kleinen Sackgesicht.